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Vollständige Pressemitteilung vom 13. Mai 2006

Geschwisterlichkeit als politische Kategorie

Das Interesse an Politik ist deutlich höher, als allgemein vermutet: 190 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Luxemburg, Italien und Holland waren am 13. Mai nach Solingen gekommen, um an der ersten deutschlandweiten Tagung der Fokolar-Bewegung für Politiker und politisch Interessierte teilzunehmen.
"Geschwisterlichkeit und Politik - Utopie oder Notwendigkeit?" war der Titel der Tagung, zu der Vertreter aller Parteien eingeladen und gekommen waren.

Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren war die Plattform für Politiker in Neapel in Süditalien im Umfeld der Fokolar-Bewegung entstanden und ist inzwischen zu einem Netzwerk gewachsen, in dem Politiker und politisch Interessierte nicht nur über Parteigrenzen, sondern auch über Landesgrenzen hinweg in Kontakt und Austausch miteinander stehen.

Fokolare-Gründerin Chiara Lubich wünschte den Teilnehmern der Tagung in einer Grußbotschaft den Glauben an die Liebe, die im Herzen jedes Menschen lebendig sei und die eigentliche Basis bilde, um Geschwisterlichkeit unter Menschen aufbauen zu können.

In Statements und Podiumsbeiträgen kamen dann Vertreter der Kommunal-, Regional und Landespolitik zu Wort und beschrieben ihren Bezug zur Geschwisterlichkeit.

Lucia Fronza-Crepaz, Präsidentin des internationalen Forums "Poltical movement for unity" aus Rom bezeichnete Geschwisterlichkeit als das einende Band, das die Menschen miteinander verbinde und zutiefst im Wesen des Menschen verwurzelt sei. Von den Politikern verlangte sie den Mut, ihre Arbeit wieder als Dienst zu verstehen. Das Forum Politik und Geschwisterlichkeit biete die Chance, dass alle an der Politik Beteiligten zusammen arbeiten.

Für Sylvia Löhrmann, NRW-Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen konkretisierte sich Geschwisterlichkeit in einer großen Bandbreite vom persönlichen Handeln bis zur Durchdringung aller Politikfelder. Eine solche Politik gewinne an Glaubwürdigkeit.

Der nordrheinwestfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers unterstrich in seinem Grußwort vor allem das gemeinsame Handeln: "Dort, wo wir die Dinge gemeinsam anpacken, wo wir eine gemeinsame Sicht auf die Wirklichkeit entwickeln, wo wir uns gemeinsam den Herausforderungen stellen - dort gelingt unser Tun."

Uli Paetzel, Bürgermeister von Herten (SPD), rief auf zu neuer Bescheidenheit. Die Bürger seien nur dann dann bereit, ihre Vorbehalte gegen Politiker auszuräumen, wenn diese ehrliche Antworten gäben, keine leichtfertigen Versprechungen machten und mit den Bürgern wieder ins Gespräch kämen über echte Werte. Als Bürgermeister verstehe er sich dabei als Moderator, jemand, der unterschiedliche Gruppen zusammen bringe. Er persönlich habe sich dabei ein Leitwort von Theodor Adorno zu eigen gemacht: Liebe sei die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen. Für NRW-Landtags-Vizepräsident Michael Vesper schlossen sich Geschwisterlichkeit und Streit nicht aus: Es könne nicht darum gehen, immer nach Einstimmigkeit zu streben. Solche Formelkompromisse sähen auf dem Papier zwar gut aus, hätten aber oft keine praktische Relevanz. Er unterstrich dennoch die Bedeutung der Geschwisterlichkeit als politische Kategorie und erinnerte daran, dass auf der Ebene Familie deutlich würde, dass Überleben erst durch den Zusammenhalt der Gemeinschaft gesichert sei - das ließe sich durchaus auf die Lösung von politischen Problemen übertragen. An eine der anwesenden Vertreterinnen einer anderen Partei gewandt, machte er dann Ernst mit dem, was er sich von den Inhalten der Geschwisterlichkeit zu eigen gemacht hatte: Er begrub öffentlich einen jahrelang gehegten Groll wegen einer Strafanzeige, die er als persönlichen und nicht gerechtfertigten Angriff seitens der politischen Gegnerin empfunden hatte.

Am Nachmittag war in vier Foren Gelegenheit, im Rahmen einzelner Themenfelder ins Gespräch zu kommen: Man sprach mit und über Jugend, die Stadt war ein Thema, Integration und Europa waren weitere Diskussionsbereiche.

Die Teilnehmer äußerten sich über diese erste nationale Begegnung sehr zufrieden: Für Verwaltungsrichterin Felicitas Niederau aus Hannover war es vor allem die Ermutigung, viele Menschen zu erleben, denen die Werte wie Wertschätzung, Zuhören und gemeinsames Engagement zur Lösungsfindung wichtige Anliegen in ihrem täglichen Handeln seien. Bürgermeister Carsten Schwettmann aus Delmenhorst sieht trotz schwierigem Arbeitsumfeld und der Auseinandersetzung mit harter Kritik seitens der Bürger seiner Stadt eine neue Chance für die verbleibende Amtszeit, sich für ein besseres öffentliches Klima und ein stärkeres Miteinander in Delmenhorst einzusetzen. Und die 15- jährige Theresa Werner aus Neuss zeigte sich überrascht, wie sehr sie sich von den anwesenden Politikern ermutigt sah, auch als Jugendliche ihren Beitrag in diesem Gebiet zu geben: "Ich wusste gar nicht, wie viele Möglichkeiten es für Jugendliche doch gibt, in der Politik etwas zu bewirken!"

Referenten

[von links nach rechts: Ruth Hieronymi, MdEP (CDU), Dr. Michael Vesper, MdL (Bündnis '90/Die Grünen), Sylvia Löhrmann, MdL (Bündnis '90/Die Grünen), Dr. Uli Paetzel, Bürgermeister (SPD)]
(Foto Pressestelle Fokolar-Bewegung)


Pressemitteilung vom 14.05.2006 zum Herunterladen

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